Herkunftsarten Gold
Überblick über die Herkunftsarten
Die globale Goldnachfrage lag 2023 gemäß World Gold Council (Externer Link) (2024) bei rund 4750 Tonnen. Etwa zwei Drittel des Goldes stammen aus der Primärgewinnung in Bergwerken. Neben dem industriellen Abbau von Gold werden jährlich zwischen 10 und 20 Prozent im artisanalen (handwerklicher Bergbau) und Kleinbergbau, bei dem mit sehr einfachen mechanischen Methoden gearbeitet wird (artisanal and small-scale mining, ASM) abgebaut, im Folgenden nur als Kleinbergbau bezeichnet. Das entspricht schätzungsweise 700 Tonnen Gold pro Jahr. Bis zu einem Viertel der globalen Goldnachfrage wird durch Recycled- und Reprocessed-Gold gedeckt.
Primärgold
Gold aus industriellem Bergbau
Die größten industriellen Goldproduzenten sind China, Russland, Australien, Kanada und die USA (World Gold Council 2023 (Externer Link) ).
Etwa 80-90% der globalen Primärgewinnung von Gold stammt aus industriellem Bergbau. Der industrielle Abbau von Gold zeichnet sich durch eine hohe Kapitalintensivität aus und wird, abhängig von der Beschaffenheit der Lagerstätten, über oder unter Tage betrieben. Unter Verwendung moderner Technologien wird das Gold im industriellen Bergbau bei größeren Vorkommen hauptsächlich durch Cyanid-Laugung mehrheitlich im Tagebau (an der Erdoberfläche gewonnen) abgebaut. Dabei wird das Gestein bei hohem Wasser- und Energieaufwand fein zermahlen. Durch die Cyanid-Lauge löst sich dann das Gold, sowie andere Schwermetalle wie Blei, Arsen, etc. Die Cyanid-Laugen werden in Kreislaufprozessen wiederverwendet. Jedoch können Blausäure und ihre Salze (Cyanide) in die Umwelt entweichen (wie z.B. bei Unglücken, Fehlfunktionen der Anlage, in Ländern mit geringer Umweltüberwachung oder bei Überschwemmungen des Betriebsgeländes) und so den Boden, die Luft und das Trinkwasser kontaminieren. Aus sozialer und ökonomischer Perspektive erfüllt der industrielle Goldbergbau eine wichtige Funktion. Er stellt global über 5 Millionen direkte und indirekte Arbeitsplätze sowie Steuereinnahmen im zweistelligen Milliardenbereich zur Verfügung.
Gold aus dem artisanalen und Kleinbergbau (Externer Link)
Gold im Kleinbergbau wird in über 90 Ländern (Externer Link) abgebaut. Vornehmlich sind dies Entwicklungs- und Schwellenländer. Nach Schätzung der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) (Externer Link) produzieren derzeit 23 Länder jeweils mehr als 10 Tonnen Gold pro Jahr im Kleinbergbau. Im Jahr 2022 waren Indonesien, der Sudan, die Volksrepublik China, Ghana und Peru die größten Goldproduzenten im Kleinbergbau.
Abbildung 2: Dargestellt sind die 10 für den industriellen Goldbergbau wichtigsten Produzentenländer sowie die 10 wichtigsten Länder mit artisanalen und Kleinbergbau (artisanal and small-scale mining, ASM) mit einer geschätzten Goldproduktion > 10 Tonnen pro Jahr (t.p.a.). Schraffierte Länder beinhalten beide Kategorien. Quelle: Eigene Darstellung auf Grundlage von BGR 2022 (Externer Link) und World Gold Council 2023 (Externer Link).
Beim Abbau im Kleinbergbau können sich die Mechanisierungslevel deutlich zwischen einzelnen Bergwerken unterscheiden. Stehen nur einfache Werkzeuge und Maschinen zur Verfügung, werden häufig Lagerstätten abgebaut, die leichter zugänglich sind, so wie alluviales Seifengold, das sich in Flüssen findet. Alluvial bedeutet in diesem Zusammenhang: „durch einen Fluss abgelagert“. Seifengold wird von den Bergleuten mit Pfannen in den Flüssen gewaschen. Für den Abbau von Berggold wiederum graben Kleinbergleute Tunnel und Schächte und verwenden entweder Handwerkzeug oder Maschinen. Dabei bestehen Übergänge vom artisanalen zum mechanisierten Kleinbergbau.
Flussgold
Flussgold bezeichnet das Gold, das in Flüssen und Bächen vorkommt und durch natürliche Erosion aus goldhaltigem Gestein gelöst wird. Über lange Zeiträume tragen Strömungen das Gold in Form von kleinen Partikeln oder sogenannten Nuggets in Flussbetten weiter, wo es sich absetzt und konzentriert. Historisch war Flussgold eine wichtige Quelle des Edelmetalls und wurde bereits im Altertum im Nahen Osten, in Europa und später auch in Amerika durch Goldwäscher gewonnen. Der Prozess der Goldgewinnung erfolgt durch Goldwaschen, bei dem das Sediment mittels Sieben, in Goldwaschrinnen und durch anschließendes Schwenken des Flusswassers so lange bearbeitet wird, bis das schwerere Gold am Boden einer Goldwaschpfanne zurückbleibt. Flussgoldvorkommen sind jedoch begrenzt und meist schnell erschöpft, was sie insbesondere in früheren Zeiten zu begehrten, aber oft nur vorübergehenden Fundstätten machte. Auch heute wird in geringem Umfang noch Flussgold in Deutschland gewonnen. In bestimmten Ländern wie z.B. der Demokratischen Republik Kongo ist heutzutage die mechanisierte Gewinnung von Flussgold mittels Saugbaggern auf Flößen verbreitet. Diese führt zu wesentlich stärkeren Umweltbelastungen als das traditionelle händische Goldwaschen.
„Recycling-Gold“, Recycled-Gold und Reprocessed-Gold: Wichtige Unterschiede und Missverständnisse
Recycling bezeichnet die Wiederverwertung von Materialien, die aus Abfallprodukten gewonnen werden. Der Begriff „Recycling “ bezeichnet laut dem Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG 2012) jedes Verwertungsverfahren, durch das Abfälle zu Erzeugnissen, Materialien oder Stoffen entweder für den ursprünglichen Zweck oder für andere Zwecke aufbereitet werden.
Ziel ist es, Ressourcen zu schonen, die Umweltbelastung zu reduzieren und Abfälle sinnvoll wieder in den Wirtschaftskreislauf einzubinden. Im Allgemeinen ist Recycling eine positive Maßnahme, da es dazu beiträgt, Rohstoffe einzusparen und den Bedarf an Neugewinnung von Ressourcen zu senken. Im Fall von Gold sind die Zusammenhänge komplizierter.
Was wird üblicherweise als Recycling-Gold bezeichnet?
Als Recycling-Gold wird im allgemeinen Sprachgebrauch jede Art der Wiederverwertung von Gold aus verschiedenen Quellen bezeichnet. Tatsächlich stammt nur ein sehr geringer Teil dieses Goldes aus Quellen wie Elektroschrott, vergoldeten Gegenständen, Industrieabfällen und Ähnlichem, die umgangssprachlich mit „Abfall“ assoziiert werden.
Aus diesem Grund sieht das Forum die Notwendigkeit, zwischen Reprocessed-Gold und Recycled-Gold zu differenzieren, um Verbrauchern ein klareres Bild zu vermitteln und die tatsächliche Nachhaltigkeit und ethische Vertretbarkeit von Gold zu bewerten.
Reprocessed-Gold
- Ein Gegenstand aus Gold (Schmuckstück, Goldmünze, Goldbarren, etc.), der von seinem Besitzer in dieser Form nicht mehr benötigt wird, endet üblicherweise nicht im Abfall. Unter „Abfall“ verstehen wir alle Stoffe oder Gegenstände, derer sich ihr Besitzer entledigt und die aus diesem Grund als „Abfall“ „entsorgt“ werden. Ein aus der Mode gekommenes Schmuckstück, eine zerkratzte Goldmünze, ein Goldbarren nicht prestigeträchtiger Herkunft (beispielsweise Naher Osten, Asien, Russland) oder auch Produktionsreste (beispielsweise Goldblech aus dem Münzen ausgestanzt wurden) werden nicht als „Abfall“ entsorgt, sondern werden zum Goldpreis von Händlern angekauft, eingeschmolzen und in Scheideanstalten (Betriebe, die Edelmetalle wie z.B. Gold aus Erzen und Altmetallen für eine Weiterverarbeitung trennen, reinigen und veredeln) wiederaufbereitet. Dieses im Umlauf befindliche Gold wird als „Reprocessed-Gold“ bezeichnet.
Recycled-Gold
- Im Gegensatz dazu gibt es auch zahlreiche Objekte, die nur geringe Spuren von Gold beinhalten, wie beispielsweise Elektroschrott, vergoldete Gegenstände, Industrieabfälle, etc. Wenn diese vom Besitzer nicht mehr benötigt und entsorgt werden, stellen sie Abfall dar, der üblicherweise getrennt gesammelt wird, um die darin enthaltenen Wertstoffe zu gewinnen. Das auf diese Weise gewonnene Gold wird als „Recycled-Gold“ bezeichnet.
Recycling-Gold
- Im allgemeinen Sprachgebrauch hat es sich jedoch eingebürgert, Gold, welches aus beiden Arten der Wiederverwendung gewonnen wurde, als „Recycling-Gold“ zu bezeichnen. Diese Gleichsetzung von Reprocessed-Gold mit (tatsächlichem) Recycled-Gold führt nicht nur zu Missverständnissen, sondern kann auch als Greenwashing betrachtet werden. Es wird damit sehr viel mehr Wiederverwertung von Elektroschrott und ähnlichem „Abfall“ suggeriert, als eigentlich stattfindet. Außerdem kann der Eindruck entstehen, dass „Recycling-Gold“ von jeglichen Nachhaltigkeitsrisiken befreit ist.
Die größten Missverständnisse über gemeinläufig bezeichnetes „Recycling-Gold“ (hier in Verwendung als Sammelbegriff für Reprocessed- und/oder Recycled-Gold)
- „Recycling-Gold“ stammt ausschließlich aus „Abfall“
Ein häufiger Irrtum ist, dass Recycling-Gold nur aus Abfällen wie Elektroschrott stammt. Tatsächlich machen Abfallprodukte insgesamt nur etwa 10 % des weltweit verfügbaren Recycling-Goldes aus (Externer Link). Der Großteil stammt aus Reprocessed-Gold-Quellen. Nur wenn das Gold klar als „Recycled-Gold aus Abfallstoffen“ deklariert ist, ist es wirklich recycelt. Bei 90% dieses Goldes handelt es sich um Reprocessed-Gold aus bestehenden Wertschöpfungsketten, dessen Herkunft durch das Einschmelzen und Wiederaufbereiten in Scheideanstalten intransparent bleibt. „Recycling-Gold“ ist immer nachhaltig und umweltverträglich
Eine wirklich nachhaltige Goldgewinnung erfordert eine ethische, sozialverträgliche und umweltverträgliche Gestaltung der gesamten Lieferkette von Beginn an. Jedoch bergen sowohl Reprocessed-Gold als auch Recycled-Gold und damit „Recycling-Gold“ verschiedene Nachhaltigkeitsrisiken.Bei Reprocessed-Gold ist die Rückverfolgbarkeit der Lieferkette eingeschränkt, da diese oft nur bis zum Altgold-Ankauf nachverfolgt werden kann. Über die Bedingungen, unter denen das Gold ursprünglich abgebaut wurde, kann keine Aussage mehr getroffen werden. Bei Recycled-Gold ist die Rückverfolgbarkeit der Lieferkette zum „Abfall“ aus dem das Gold wiedergewonnen wurde möglich. In beiden Fällen entfällt im Vergleich zu Kleinbergbau in Entwicklungsländern jedoch der soziale Nutzen der Schaffung von Arbeitsplätzen und Einkommensmöglichkeiten für die lokale Bevölkerung.
Des Weiteren ist Recycling-Gold nicht gleich umweltverträglich, aber auch hier muss zwischen Reprocessed- und Recycled-Gold unterschieden werden.
Im Fall von Reprocessed-Gold wird das Gold wiederholt eingeschmolzen und geschieden und jeder dieser Prozesse verursacht Emissionen und birgt Risiken durch Chemikalien. Faktisch erhöht sich dabei der ökologische Fußabdruck bei jedem nochmaligen Prozess kumulativ, wenngleich manche Berechnungsregularien diesen bei jedem Reprocessing rechnerisch erneut auf null zurücksetzen.
Recycled-Gold hingegen wird aus Abfall gewonnen, einmal eingeschmolzen und geschieden. Dies ähnelt der primären Gewinnung, wobei der „Abfall“ die Lagerstätte darstellt. Recycled-Gold ist insofern umweltverträglicher, als dass der ökologische Fußabdruck der Gewinnung aus „Abfall“ generell geringer ist als der aus geologischen Lagerstätten.
- „Recycling-Gold“ führt zu weniger Goldabbau
Obwohl „Recycling-Gold“ einen Beitrag zur Deckung der Goldnachfrage leistet, ist es nicht ausreichend, um den weltweiten Bedarf zu decken. Mit nur 2,5 % des globalen Goldbedarfs aus Recycled-Gold und 22,5 % durch Reprocessed-Gold bleibt der Abbau von neuem Gold notwendig. Der Bedarf bei Gold wird hauptsächlich durch seinen Wert generiert. Gold ist Geld und allen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz legen Nationalbanken einen Teil ihrer Währungsreserven in Gold an. Wegen der monetären Rolle von Gold werden Bergbaufirmen und Millionen Kleinbergleute Gold (=Geld) auch in Zukunft abbauen. Goldbarren und -münzen gelten auch für Konsumenten und Investoren als sichere Wertanlagen und erfreuen sich weltweit großer Beliebtheit. Diese hohe Nachfrage nach physischem Gold für Investitionszwecke trägt erheblich dazu bei, dass neues Gold trotz Recycling kontinuierlich abgebaut werden wird. - „Recycling-Gold“ schließt ethische Probleme wie Kinderarbeit aus
Auch „Recycling-Gold“ ist nicht frei von ethischen Herausforderungen. Insbesondere in Ländern, in denen Kinder auf Elektroschrott-Deponien arbeiten, entstehen im Fall von Recyled-Gold neue soziale Probleme. Ein verantwortungsvoller Recyclingprozess erfordert daher umfassende Maßnahmen, um Arbeitsbedingungen und Umweltstandards zu verbessern. - „Recycling-Gold“
„Recycling-Gold“, sowohl Reprocessed- als auch Recycled-Gold, wurde ursprünglich ebenfalls aus Minen oder durch Waschen aus Flussbetten gewonnen. Der Recyclingprozess verlängert lediglich die Lebensdauer des Materials, verändert aber nicht dessen Ursprung. Der Zeitpunkt des Primärabbaus kann unterschiedlich lange zurückliegen. Problematisch ist, wenn tatsächliches Primärgold durch mehrfache Scheidung Eingang in den Kreislauf findet, d.h. Primärgold als Recycled-Gold ausgegeben wird.
Fazit:
- Der Begriff „Recycling-Gold“ kann missverständlich wirken und sogar irreführend verwendet werden, wenn dadurch suggeriert wird, Recycling-Gold stamme aus „Abfall“ im Sinne von Elektroschrott oder Ähnlichem (nur ein geringer Anteil stammt tatsächlich aus diesen Quellen), und Recycling-Gold wäre von jeglichen Nachhaltigkeitsrisiken befreit.
- Der Begriff Reprocessed-Gold beschreibt Gold, das aus Quellen wie Altgold, Produktionsresten oder Investmentprodukten stammt und grenzt sich bewusst von der Vorstellung ab, dass es sich hierbei um „Abfall“ ‘ im Sinne von Elektroschrott oder Ähnlichem handelt.
- Recycled-Gold, das tatsächlich aus Abfällen im Sinne von Elektroschrott und Ähnlichem wiedergewonnen (recycelt) wird, ist ein wichtiger Schritt hin zu einer verantwortungsvollen Nutzung von Ressourcen, ersetzt aber nicht die tiefere Diskussion über Nachhaltigkeit und Ethik im Goldsektor.